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Du weißt nie, ob eine Tür wirklich geschlossen ist


Manche Fehler muss man selbst machen um daraus zu lernen. Bei Künstlern jeglicher Form trifft das meiner Erfahrung unterschiedlich stark, in jedem Fall aber noch mehr zu, als bei der Person mit weniger kreativer Energie, denn viele Künstler sind Künstler, weil sie in Ihrer Kunstform, die sie praktizieren, eine Art Flucht sehen. Eine Möglichkeit, nicht die Person sein zu müssen, die man eigentlich ist. Sich anders als mit Worten auszudrücken, weil sie selbst oft gar nicht so gut mit Worten sind. Am stärksten habe ich das - wer hätte es gedacht - an Schauspielern gemerkt. Wortwörtlich jemand Anderen zu verkörpern ist für viele Schauspieler Balsam für die Seele, da sie sich nicht mit sich selbst und ihrer Person auseinandersetzen müssen. Mit dem eigenen Imperfektionismus. Darum geht es aber heute nicht - heute beleuchte ich in aller Kürze 5 Dinge, die ich auf die harte Tour lernen musste. Dabei sind Situationen die natürlich viel mit meiner Passion zu tun haben, aber nicht nur.


2021 war ich in Eigeninitiative in einem Tonstudio zu einem Casting für ein Vorsprechen und die Aufnahme in die Sprecherkartei dort eingeladen. Damals waren das meine ersten Bemühungen, mich in einem professionelleren Rahmen der Sprechwelt zu präsentieren - ohne großen Erfolg. Man hat mir schnell das Gefühl gegeben, ich sei ein Träumer, der aus purer Freundlichkeit des Audio Engineers hier im Studio stehen darf, aber letztlich nie für irgendwas gebucht werden würde. Zwar wurde ich damals schon mit den zur Zeit aufgenommen Demos in die Sprecherkartei aufgenommen, bis heute kam aber nie eine Einladung oder gar Buchung. Auch wurde mir ziemlich unsanft auf den Weg mitgegeben, dass ich mich gar nicht für Aktualisierungen der Demos melden müsse, da sie das ja sowieso automatisch verwalten würden.

Alles klar. Für mich ein Satz mit der zugrundeliegenden Bedeutung: "Du bist schlecht und brauchst dich nicht nochmal melden". Das war natürlich ein absolut vernichtender Schlag in die Magengrube und ich habe in jenem Moment, in dem ich das Studio verlassen hatte, keine Hoffnung mehr mit diesem Studio jemals zusammenarbeiten zu können. Ich hatte diese Tür seither ein für alle Mal für geschlossen gehalten.


Wie es der Zufall jedoch wollte, hatte meine Ausbildungsstelle mit eben besagtem Studio eine Kooperation am Laufen mit Workshops die dort abgehalten wurden. Da ich schon zu Beginn der Ausbildung fachlich weiter war als alle anderen meiner Jahrgangskollegen und ich letztlich nur für den Feinschliff dort war, hatte ich dem Besuch dieses Tonstudios mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegengesehen. Lachend, weil sich eine Tür geöffnet hatte von der ich lange dachte sie wäre verschlossen, aber weinend, weil ich natürlich vom letzten Mal gebrandmarkt war. Was, wenn das wieder so suboptimal läuft? Werde ich mich in deren Augen verbessert haben? Wissen die überhaupt noch, dass ich eigentlich schon bei Ihnen in der Kartei bin? Doch ich hatte keine Ahnung, wie weit diese Tür am Ende tatsächlich für mich aufgehen sollte.


Der Audio Engineer, ein richtig cooler junger Kerl namens Max, hat den Workshop abgehalten und mir das Gefühl gegeben, auch wirklich mit uns arbeiten zu wollen. Zuerst im Rahmen des Workshops mit 5 anderen Jahrgangsabsolventen - doch dann kamen wir am Ende des Tages ins Gespräch. Er hatte mich gefragt, ob ich nicht mal zu einem Casting kommen möchte, woraufhin ich vorsichtig meinte, dass ich ja eigentlich schon in der Kartei war. Er sah mich überrascht an, suchte mich - und tatsächlich. Da war ich, nie gebucht, nie kontaktiert. Max hat das Casting mit mir abgehalten und mir gesagt, dass man definitiv gerne mit kleinen Jobs anfangen kann (was natürlich klar ist, nicht direkt eine Primetime Show zu bekommen) und mir am Ende auch noch die Kontaktdaten von einem sehr etablierten österreichischen Sprecher zukommen gelassen hat, bei dem ich nun weiterhin lerne und mich verbessere. Wie du also siehst, braucht gut Ding manchmal Weile und aus einer vermeintlich massiv negativen Erfahrung bzw. Abweisung kann stets was extrem positives Entstehen. Das habe ich selbst in dieser Situation gelernt. Du weißt nie, aus welcher Richtung deine nächste Chance kommt, deswegen ist ein funktionierendes, weitreichendes Netzwerk so wichtig. Und hätte ich nach diesem Rückschlag das Handtuch geworfen und wäre verzweifelt, dann wäre es vermutlich nie zu dieser Situation gekommen, in der ich nun ein besseres Outcome habe, als ich es mir damals je wünschen hätte können. Aber das ist ein Thema fürs nächste Mal.






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©2024 Jannis Luiskandl

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